Rainer Maria Rilke – Aus “Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke”

 

Als Mahl beganns.
Und ist ein Fest geworden,
kaum weiß man wie.
Die hohen Flammen flackten,
die Stimmen schwirrten,
wirre Lieder klirrten
aus Glas und Glanz,
und endlich
aus den reifgewordnen Takten:
entsprang der Tanz.
Und alle riß er hin.
Das war ein Wellenschlagen in den Sälen,
ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen,
ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden,
ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden
und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden,
die in den Kleidern warmer Frauen sind.

Aus dunklem Wein
und tausend Rosen rinnt die Stunde
rauschend
in den Traum der Nacht.

 

(* 04.12.1875 in Prag | † 29.12.1926 in Montreux)