Mich wundert, daß ich so fröhlich bin

200 Gedichte aus 5 Jahrhunderten

 

Ich komm, weiß nicht woher,
Ich bin und weiß nicht wer,
Ich leb, weiß nicht wie lang,
Ich sterb und weiß nicht wann,
Ich fahr, weiß nicht wohin:
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin.

(Verfasser verm. Martinus von Biberach † 1498
erw. Hans Thoma † 1924)

 

Was sind das für Gedichte und warum?

 

Die Hochzeit meiner Eltern, 1955Dies sind die Lieblingsgedichte meines Vaters. Er hat sein ganzes Leben lang Gedichte geliebt und gesammelt. Ungewöhnlich viele würde ich unter „Naturlyrik” einstufen, viele haben einen religiösen oder mystischen Touch. Selbstverständlich fehlen auch Liebesgedichte und Balladen nicht. Dabei war meinem Vater Schlichtheit im Ausdruck wichtig, obwohl er vor einer gewissen „Innigkeit” (leider – meine Meinung) nicht zurückschreckte; ich kenne kaum jemanden, der weniger pompös oder kitschig war.

Viele Gedichte entsprachen im Lauf der Jahre nicht mehr seiner erfahrenen Wahrheit und wurden verworfen. Zu seltenen Anlässen hat er uns (Frau und Tochter) zwar um Rat gebeten, aber seine persönliche Beziehung zu den Gedichten wollte – und konnte – er vermutlich nicht preisgeben.

Nachdem er seine Sammlung abgeschlossen hatte, war es konsequent, dass er „seine” Gedichte veröffentlicht sehen wollte. Er bot die Zusammenstellung renommierten Verlagen an und erhielt mehrere Absagen, die ihn sehr betrübten.

Das alles geschah viele Jahre vor dem Boom des Internets. Heute sind diese Seiten meine Möglichkeit, den Traum meines Vaters umzusetzen. Er hätte es zu schätzen gewusst. Er starb im Mai 1988 an den Folgen seines zweiten Herzinfarkts.

 

Für die, die sich wundern, dass nicht alphabetisch sortiert wird: Die Autoren sind nach Geburtsjahr sortiert; die Reihenfolge der einzelnen Gedichte innerhalb der Autoren sowie die Zuordnung zu den Epochen folgt den Vorstellungen meines Vaters. Auch in puncto Orthografie wurden die Gedichte nicht an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst, sondern wurden so belassen, wie ich sie in den Aufzeichnungen meines Vaters gefunden habe, der sehr wohl die unterschiedlichen Schreibweisen seiner damaligen Quellen abgewogen hat.

 

Nachsatz: Hätte ich diese Gedichte auch genommen, wenn man mich nach meinen Lieblingsgedichten fragen würde? Nein, die meisten ganz sicher nicht. Viele mag ich, okay, und einige sind dabei, die auch ich liebe. Rilkes Herbsttag zum Beispiel, oder Wünschelrute von Joseph von Eichendorff. Klassiker halt.

 

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